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Roseggergasse 44-46

Fakten

Roseggergasse 44-46

Roseggergasse 44-46, 1160 Wien

Baujahr: 1952-1953

Wohnungen: 90

Architekt: Josef Horacek

Weitere Adressen

Stillfriedplatz 11-12, 1160 Wien

Ottakringer Straße 205-209, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Während drei Stiegen der Wohnhausanlage in der Roseggergasse und in der Ottakringer Straße bereits 1952 errichtet wurden, hat die Gemeinde Wien erst im darauffolgenden Jahr die beiden benachbarten Grundstücke von Emilia Badelt und Katharina Kirschka ankaufen und den Gemeindebau mit jeweils zwei Stiegen in der Ottakringer Straße sowie am Stillfriedplatz ergänzen können.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage in der Roseggergasse 44-46 besteht aus zwei getrennten Bauteilen, die sich mit einem weiteren Gemeindebau den stark geneigten Innenhof des Straßenblocks teilen. Die breite Straßenfront des Bauteils an der Ottakringer Straße entstand in zwei Bauabschnitten, was sich in der unterschiedlichen Fassadengestaltung widerspiegelt: Während die dreigeschoßige Eckverbauung durch einen flachen Erker mit geschwungenem Giebel und die Ladenzone im Erdgeschoß mit einem Durchgang über Eck verspielt gestaltet ist, wirkt die um ein Stockwerk höhere benachbarte Fassade eher schlicht; sie ist lediglich durch eingetiefte Flächen bei den Stiegenhäusern vertikal gegliedert. Hofseitig führen über dem vorkragenden Stiegeneingang Balkone, über dem bündig in der Fassade liegenden Eingang Loggien hoch. Der zweite T-förmige Bauteil weist mit sechzehn Fensterachsen und fünf Geschoßen auf den Stillfriedplatz, zehn Fensterachsen und nur noch vier Geschoße weisen auf die abfallende Roseggergasse. Gestaltungselemente werden nur sparsam und asymmetrisch, fast wie zufällig eingesetzt: ein flacher Erker durchbricht das Dachgesims mit einem Spitzgiebel, ein anderer schließt gerade mit dem Gesims ab; drei an das Nachbargebäude anschließende Fensterachsen gehen in einen spitzen Giebel mit Kreuzdach über. Im Erdgeschoß befinden sich die Ladenzone und ein Durchgang in den Innenhof. Alle Fenster und Türen sind mit Faschen versehen, die Walmdächer mit Mansarden ausgebaut.

... und die Kunst

An der Fassade Roseggergasse ist auf Höhe des ersten Stocks ein Mosaik von Leopold Schmid (1953) angebracht, das drei Bäuerinnen und drei Bauern bei der "Zwetschkenernte" zeigt. Das Mosaik ist nicht vollflächig angelegt, sondern nutzt den hellen Fassadenputz als Hintergrund, am linken Rand ist ein Schaf in den Zwischenraum der übereinander liegenden Fenster eingepasst.
An der Fassade Richtung Stillfriedplatz sind zwischen den Fenstern vom Erdgeschoß bis ins vierte Obergeschoß Glasmosaike von Hans Robert Pippal (1957) angebracht, die verschiedene "Blumen" darstellen. Die einzelnen hochformatigen Mosaike sind mit farblich abgestimmten Anstrichen zu horizontalen Streifen zusammengefasst; das Zentrum des Arrangements markiert eine strahlende Sonne.

Der Name

Die Roseggergasse wurde 1887 nach dem Volksdichter und Schriftsteller Peter Rosegger (1843-1918) benannt. Zu seinen bekanntesten Werken zählt der Roman "Als ich noch der Waldbauernbub war". Vor 1887 hieß die Gasse Kirchengasse, da sie ihren Anfang bei der Alt-Ottakringer Pfarrkirche nimmt.

Architekten

Josef Horacek - Josef Horacek (1911-1993) studierte zunächst Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister. Im Anschluss daran war er an der Hochschule für angewandte Kunst inskribiert, wo er von 1933 bis 1937 unter anderem bei Josef Hoffmann studierte, in dessen Büro er auch beschäftigt war. Horacek arbeitete hier sowohl an Architekturentwürfen als auch an der Detailplanung von Kleinmöbeln oder der Ausführung eines Faltsesselprototyps. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt seiner Arbeit im Wohnbau, des Öfteren im Auftrag der Stadt Wien.