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Thalhaimergasse 44

Fakten

Thalhaimergasse 44

Thalhaimergasse 44, 1160 Wien

Baujahr: 1927-1927

Wohnungen: 16

Architekt: Franz Wiesmann

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der Gemeindebau in der Thalhaimergasse 44 wurde nicht wie die benachbarten Gebäude als Doppeltrakter ausgeführt, sondern als Straßentrakter mit großzügiger Gartenanlage im rückwärtigen Hof. Der Garten ist liebevoll mit Pergola und Brunnen, Sitzbänken, Rasen- und Kiesflächen gestaltet; das aufwändige bunte Steinmosaik, das den Boden unter der Pergola bildet, ist mittlerweile leider etwas verblasst.

Die Architektur

Die sechs Fensterachsen breite und fünf Geschoße hohe Baulückenschließung in der Thalhaimergasse 44 fällt vor allem durch das Spiel mit kubischen Baumassen auf. Die mittig angeordneten Loggien und das darunter liegende Eingangstor sind weit zurückgesetzt, links und rechts davon sind zwei flache Erker angeordnet, über denen Dachgaupen hervorragen. Die Erker sind abwechselnd aus konischen Brüstungen, in denen ornamentale Putzreliefs eingelassen sind, und klinkergerahmten Fenstern geformt und verleihen dem Bau eine expressive Wirkung. Der Sockel in Grobputz nimmt das ansteigende Straßenniveau auf und geht beim Eingang fließend in die Geländerbrüstung über, die dunkler gestrichene Erdgeschoßzone schließt mit einem breiten Gesimsstreifen zur darüber liegenden Fassade ab. Kurze Gesimsstreifen gliedern die mittige Loggienzone horizontal, das breite verkröpfte Dachgesims kragt weit aus.

Auch die Hoffassade ist plastisch strukturiert. Der Rücksprung des mittleren, drei Fensterachsen langen Baukörpers, wird durch den durchlaufenden breiten Dachgesimsstreifen, die beiden flankierenden Balkonreihen und die darüber liegenden Mansardenfenster besonders hervorgehoben. Putzstreifen gliedern die Fassade zusätzlich vertikal; der Ausgang in den Hof ist mit einem kleinen Vordach ausgestattet.

... und die Kunst

Sowohl die ornamentalen Reliefs unter den Fenstern der Straßenfassade, die abstrahiertes Blattwerk darstellen, sowie Delfinfigur und Muschelbecken des Zierbrunnens im Hof stammen vom Bildhauer Max Krejca (1928). Max Krejca schuf u. a. auch die künstlerische Gestaltung des Kindergartens im Reumannhof oder des Julius-Tandler-Kinderheims.

Der Name

Die Thalhaimergasse wurde 1897 nach Gregor Thalhaimer, einem Pfarrer von Ottakring um 1484, benannt.

Architekten

Franz Wiesmann - Franz Wiesmann (1888-1959) studierte von 1907 bis 1913 an der Technischen Universität Wien. Nachdem er eine kurze Zeitspanne als freier Architekt in Baden tätig gewesen war, erhielt er 1914 eine Anstellung am Wiener Stadtbauamt und gehörte diesem bis zu seiner Pensionierung an. Zahlreiche Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit entstanden nach seinen Plänen.