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Dr.-Kronawetter-Hof

Fakten

Dr.-Kronawetter-Hof

Pfeilgasse 47-49, 1080 Wien

Baujahr: 1925-1926

Wohnungen: 62

Architekt: Otto Moritz Kuntschik

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Mitten in Altlerchenfeld, einem ehemaligen Vorort Wiens, wurde in den Jahren 1925 bis 1926 der Dr.-Kronawetter-Hof errichtet. Die unter Denkmalschutz stehende Wohnhausanlage sollte von Beginn an nicht nur als Wohnstätte für die arbeitende Bevölkerung dienen, sondern auch einen Stützpunkt der Wiener Straßenreinigung beherbergen, was bis heute so geblieben ist.

Die Architektur

Der vierstöckige Dr.-Kronawetter-Hof besteht aus einem lang gestreckten Gassentrakt und zwei Hoftrakten. Ein Mäanderband über dem zentralen Eingang sowie Rauten zwischen den Fenstern und weitere klassizistisch anmutende Dekorationen sowie Blumenkästen beleben die durch Gesimse und Dachvorsprünge deutlich horizontal gegliederte Vorderansicht des Gebäudes. Der von einer steinernen Stützmauer umfasste Baum im Innenhof galt schon bei der Errichtung des Wohnhauses als altehrwürdig.

... und die Kunst

Im Hausflur befindet sich ein Porträtrelief des Namensgebers. Es stammt vom Bildhauer Michael Drobil, der auch das bekannte Standbild Theodor Billroths im alten AKH geschaffen hat.

Der Name

Dr. Ferdinand Kronawetter (1838-1913) war Magistratsbeamter und Politiker. Ursprünglich gehörte er jener Gruppe an, aus der sich später die christlich-soziale Bewegung entwickeln sollte. Seine Opposition zu Dr. Karl Lueger veranlasste ihn jedoch zu einer politischen Neuorientierung: Gemeinsam mit Engelbert Pernersdorfer widmete er sich der Interessenvertretung der Arbeiterschaft im Reichsrat. Er stand, auch wenn er der Partei niemals beigetreten ist, der sozialdemokratischen Bewegung nahe. Schon seit 1924 ist die Kronawettergasse im 10. Bezirk nach ihm benannt.

Architekten

Otto Moritz Kuntschik - Moritz Otto Kuntschik sen. (1874-1933) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Architekt widmete er sich vor allem der Planung von Wohn- und Geschäftshäusern in Wien. Bekannt wurde er durch den Entwurf der Pfarrkirche St. Anna im 14. Bezirk, für den er einen kaiserlichen Orden erhielt. Die Gemeinde Wien ließ in den 1920er-Jahren zwei Wohnhausanlagen nach seinen Plänen errichten.